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Neue S3-Leitlinie: NAVA fürs Weaning empfohlen

Themen
Intensivmedizin
Intubierter Patient im Krankenhausbett, betreut von medizinischem Personal mit Beatmungsgerät.
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Die anstehende S3-Leitlinie macht einen wichtigen Schritt in der Weiterentwicklung der Beatmungstherapie bei akuter respiratorischer Insuffizienz: sie öffnet die Tür für den breiteren Einsatz adaptiver Beatmungsmodi wie der neural regulierten Beatmungsunterstützung (NAVA), um die Weaning-Phase zu erleichtern.

 

Key Takeaways

  • Die neue S3-Leitlinie zur invasiven Beatmung unterstützt den Einsatz adaptiver Beatmungsmodi wie NAVA (neurale Beatmungsunterstützung) zur Erleichterung der Entwöhnung von der Beatmung.
  • Die Empfehlung basiert auf Hinweisen, dass NAVA die Beatmungsdauer reduzieren und die Patient-Ventilator-Interaktion verbessern kann – potenziell mit geringerer Weaningversagensrate.
  • Während frühere Leitlinien adaptive Beatmungsmodi kaum beurteilten, wird NAVA nun als vielversprechende Option hervorgehoben, auch wenn endgültige Belege für Vorteile bei Sterblichkeit oder Intensivliegedauer noch ausstehen.

 

Die neue S3-Leitlinie zur „Invasiven Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz“ wird voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft treten. Eine Neuerungen betrifft die Entwöhnung von der invasiven Beatmung bei Patient:innen mit akuter respiratorischer Insuffizienz.

Die zukünftige Leitlinie empfiehlt, „bei Patient*innen mit akuter respiratorischer Insuffizienz den Einsatz der durch Zwerchfellaktivität gesteuerten, druckunterstützten Beatmung zur Ermöglichung der Spontanatmung zu erwägen“. Die neural regulierte Beatmungsunterstützung (NAVA) ermöglicht eine präzise Steuerung der Beatmung durch den natürlichen Atemantrieb des Patienten. Die Technologie basiert auf der kontinuierlichen Überwachung der Signale des Atemzentrums, wobei das elektrische Signal, das das Zwerchfell aktiviert (Edi), über eine spezielle Magensonde (Edi-Katheter) erfasst wird.

Die Empfehlung stellt eine deutliche Weiterentwicklung im Vergleich zur vorangegangenen Leitlinie dar, in der keine klare Empfehlung für oder gegen adaptive Beatmungsverfahren bei ARDS ausgesprochen wurde. Lediglich für Patient:innen mit primär hyperkapnischem respiratorischen Versagen, die Probleme der Interaktion zwischen Patient und Beatmungsgerät zeigen, wurde deren Einsatz empfohlen. Auch internationale Leitlinien haben bisher keine Bewertung zum Einsatz von NAVA ausgesprochen, äußern sich aber auch zu anderen verfügbaren Beatmungsmodi eher eingeschränkt.

Die neue S3-Leitlinie betont, dass es Hinweise auf mögliche Vorteile von NAVA gibt, besonders in Bezug auf die Reduktion der Beatmungsdauer und die Verbesserung der Patient-Ventilator-Interaktion. Dies könnte zu einer geringeren Rate an Weaningversagen führen und den Übergang zur Spontanatmung erleichtern. Belastbare Belege für eine direkte Verbesserung von entscheidenden Endpunkten wie der Sterblichkeit oder der Intensivliegedauer gibt es jedoch noch nicht.

Trotzdem empfehlen die Leitlinienautoren, die durch Zwerchfellaktivität gesteuerte Beatmung als eine vielversprechende Option zu betrachten. Die Evidenzlage hinsichtlich der Verbesserung der Interaktion zwischen Patient:in und Beatmungsgerät wird als hoch bewertet. Diese positive Wirkung sei auch ein wichtiger Aspekt für die Akzeptanz bei den Betroffenen.

Quelle:

S3-Leitlinie „Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz“, Version 2.0, AWMF-Reg. Nr. 001-021 (abgerufen am 18.2.25)