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eCPR Symposium 2024: Schlüsselthemen und aktuelle Entwicklungen

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Unter der Leitung von Prof. Dr. Lepper, Prof. Dr. Staudacher und Prof. Dr. Bracht bildete auch in diesem Jahr das eCPR Online Symposium eine zentrale Plattform für den Austausch und die Erörterung aktueller Fragestellungen und Best Practices. Diskutiert wurden unter anderem die Patientenauswahl, wichtige Einflussfaktoren, die kritische Zeitspanne bis zum ECMO-Fluss sowie organisatorische und ethische Herausforderungen und die Post-Reanimationsbehandlung. Wir haben für Sie die wichtigsten Inhalte zusammengefasst.

Bei Herzstillstand sind die Überlebensraten mit funktioneller Wiederherstellung gering.  Zur Verbesserung dieser Ergebnisse kann bei Patienten mit therapierefraktärem Herz-Kreislauf-Stillstand ergänzend zum konventionellen Ansatz die extrakorporale kardiopulmonale Reanimation (eCPR) angewendet werden.

Bei der eCPR unterstützt eine veno-arterielle extrakorporale Membranoxygenierung (vaECMO) die kardiopulmonale Funktion. Ziel ist es, die Perfusion lebenswichtiger Organe bis zur Wiedererlangung eines Spontankreislaufs aufrechtzuerhalten und den Patienten für weiterführende Eingriffe zur Behandlung der Ursache des Herzstillstands zu stabilisieren.

Prof. Dr. P. Lepper, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am Universitätsklinikum des Saarlandes, Prof. Dr. D. Staudacher, stellvertretender Ärztlicher Leiter der Inneren Medizin, Kardiologie, Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin am Universitätsklinikum Freiburg sowie Prof. Dr. H. Bracht, stellvertretender Klinikdirektor am Universitätsklinikum Bielefeld, haben sich zusammengeschlossen, um aktuelle Themen von höchster Relevanz zu diskutieren.

eCPR-Kandidaten bewegen sich in einem schmalen Fenster

Für eCPR kommen grundsätzlich Patienten mit therapierefraktärem Herz-Kreislauf-Stillstand in Frage, die unter konventionellen Bedingungen keinen Spontankreislauf (ROSC) mehr erreichen können und eine Überlebenschance durch eCPR haben. Diese Einschätzung innerhalb der kurzen verfügbaren Zeit zu treffen, ist jedoch äußerst schwierig. Die größte Herausforderung besteht darin, die wenigen geeigneten Patienten frühzeitig zu identifizieren.

Entscheidung für eCPR von vielfältigen Faktoren abhängig

Bei der Patientenauswahl sind viele Einflussgrößen einzubeziehen. Dazu zählen bekannte Unterstützungsfaktoren für die Reanimation (z.B. beobachteter Herz-Kreislauf-Stillstand, sofortige Laienreanimation, schnelle erste Defibrillation, hochwertige Reanimationsmaßnahmen während des Transports). Auch die Zeit bis zur Kanülierung und lokale Gegebenheiten wie die Entfernung zu einer großen Klinik, die möglicherweise eine präklinische Kanülierung erfordert, sowie die Erfahrung des medizinischen Personals spielen eine wichtige Rolle.

Zeitspanne zwischen Kollaps und ECMO-Fluss ist die größte Determinante

Die Zeit bis zum Anschluss an das System sollte unbedingt so kurz wie möglich gehalten werden. Für eine gute Prognose ist eine Maximaldauer von 60 Minuten erforderlich, was jedoch in der Praxis oft schwierig umzusetzen ist. Die präklinische Phase ist ein wichtiger Einflussfaktor, da sie oft die längste Zeit beansprucht. Aber auch die Implantationszeit spielt eine Rolle. Um die idealen 10-12 Minuten zu erreichen, sollte das Implantationsverfahren extrem gut geübt sein.

Training, Strukturaufbau und festgelegte Konzepte nötig

Relevante Studien sind aufgrund der Einschlusskriterien, der Zeitabstände zwischen Herz-Kreislauf-Stillstand und Kanülierung sowie der Erfahrungslevel unterschiedlich zur interpretieren und auf andere Settings übertragbar. ECLS (Extracorporal Life Support) kann Überlebensvorteile mit gutem neurologischem Outcome bringen, erfordert jedoch einen hohen Trainings- und Etablierungsaufwand sowie die Aufrechterhaltung der entsprechenden Strukturen. Festgelegte Konzepte sind vorteilhaft, da in einer Notfallsituation keine Zeit für ausführliche Diskussionen bleibt. Der Ablauf muss eingehalten und gegebenenfalls im Nachhinein angepasst werden. Konzepte können nur begrenzt auf andere Einrichtungen übertragen werden, da die Voraussetzungen überall unterschiedlich sind.

Post-Reanimationsbehandlung & Ethik

Auch die nachfolgende Behandlung wurden unter Einbezug der aktuellen Evidenzlage, Erfahrungen und bewährten Praktiken intensiv diskutiert. Schwerpunkte waren u.a. die Rolle der Kardiotechnik, der Einsatz von Stents, CT-Diagnostik, Strategien zur Antikoagulation sowie der Umgang mit Blutungskomplikationen. Präventive und intervenierende Maßnahmen wie die Antibiotikatherapie wurden ebenfalls beleuchtet.

Besonderes Augenmerk lag auf dem Temperaturmanagement und der Beatmung, einschließlich spezieller Themen wie Venting. Trotz begrenzter belastbarer Evidenz herrschte Konsens über das Temperaturmanagement, obwohl individuelle Best Practices bestehen.

Ethische Aspekte sind aufgrund ihrer hohen Komplexität und zahlreicher unbekannter Variablen schwer zu beurteilen. Anhand von Fallbeispielen wurde die Notwendigkeit eines fundierten Erstkontakt mit Angehörigen betont, der auf Fakten und nicht auf Bauchgefühl basieren sollte, um eine adäquate Unterstützung bei der Bewältigung und Entscheidungsfindung zu bieten. In die komplexe Entscheidungsfindung zur Therapiebeendigung sollte auch das Team mit einbezogen werden.

Finden Sie hier die komplette Videoaufzeichnung des eCPR Symposiums 2024