Ein Großteil der unerwünschten Ereignisse auf einer Intensivstation sind auf schwerwiegende Fehler in der Medikamentenvergabe zurückzuführen. Klinisch-pharmazeutische Visiten können dies vermeiden. Sie gelten als ein wesentlicher Einflussfaktor zur Steigerung der Arzneimitteltherapiesicherheit im Krankenhaus[1].
Medikationsfehler sind in der Intensivmedizin häufig und bergen ein hohes Risiko für einen Patientenschaden[0]. Mögliche Ursachen umfassen die Kommunikation zwischen Arzt und Pflegekraft, fehlendes Wissen über das Medikament und/oder den PatientInnen sowie ein ungeeignetes Monitoring. Intensivpflichtige PatientInnen sind jedoch sehr vulnerabel und tragen aufgrund von Organinsuffizienzen, Schweregrad der Erkrankung und komplexer Behandlungsregimes ein erhöhtes allgemeines Risiko und eine geringe Toleranz für Medikationsfehler.
Mit einer Medikationsanalyse können arzneimittelbezogene Probleme und Medikationsfehler erkannt, reduziert oder verhindert werden. Dafür ist eine kontinuierliche Patientenbetreuung durch den/die ApothekerIn erforderlich. Vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels, der eingeschränkten Ressourcen von PharmazeutInnen und der stetig wachsenden Anzahl von Intensivpatienten bietet die Telemedizin ein neues Konzept: die digitale klinisch-pharmazeutische Visite.
Was ist eine digitale klinisch-pharmazeutische Visite?
Eine digitale klinisch-pharmazeutische Visite ermöglicht eine direkte Korrespondenz zwischen dem Intensivmediziner und dem Apotheker ohne die Notwendigkeit von dessen Anwesenheit. ÄrztInnen können sich auf diese Weise ein pharmazeutisches Konsil einholen. Medikationsprüfungen können durchgeführt und Empfehlungen zur Dosierungsanpassung gegeben werden.
Vorteile digitaler klinisch-pharmazeutischer Visiten
Apotheker können mithilfe einer telemedizinischen pharmazeutischen Betreuung effektiv in der Intensivmedizin intervenieren[0] und somit Bereiche abdecken, die vorher nur eingeschränkt betreut wurden - auch nachts oder an Wochenenden.
In Rücksprache mit dem Apotheker kann eine adäquatere Behandlungsstrategie umgesetzt und arzneimittelbezogene Probleme wie Überdosierung reduziert oder vermieden werden.
Da ÄrztInnen und PharmezeutInnen für den Austausch nicht an einem Ort sein müssen, ergeben sich enorme Zeit- und Kostenersparnisse. Dies könnte zur Kompensation der aufgrund des Fachkräftemangels einhergehenden geringen Verfügbarkeit von PharmazeutInnen und der langen Anfahrtswege beitragen.
Digitale pharmazeutische Visiten mit AMP.clinic
Mit der telemedizinischen Anwendung AMP.clinic können ApothekerInnen an der Visite auf der Intensivtherapiestation teilnehmen und zu jeder Zeit konsiliarisch zur Verfügung stehen. AMP.clinic ermöglicht die Übertragung von Bilddateien und Videotelefonie in einer verschlüsselten, geschützten Umgebung und bietet somit einen Raum zur schnellen Abstimmung direkt am Klinikbett.
Sensible Daten werden sicher geschützt, die Datensicherheit ist vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert. AMP.clinic ist im Rahmen des Krankenhauszukunftsfonds förderfähig.